Montag, 12. März 2007

Eigenwillige Vergangenheitsbewältigung

Das Land Niedersachsen (resp. die niedersächsische SPD) will Hitler die deutsche Staatsbürgerschaft posthum aberkennen, nachdem bereits zahlreiche Kommunen die Ehrenbürgerschaft posthum entzogen haben.
Dieser Schritt stößt zurecht auf Kritik, denn er könnte als Flucht aus der Verantwortung interpretiert werden. Nicht dass mir die Befindlichkeiten eines Zentralrats der Juden nicht egal wären; hier geht es aber um mehr. Hitler war Deutscher; ob nun auf dem Papier oder nicht ist vollkommen egal. Er selbst fühlte sich immer so und hat folgerichtig die österreichische Staatsbürgerschaft 1925 aufgegeben (im Ersten Weltkrieg diente er auch dezidiert nicht im k.u.k.-Heer, sondern im deutschen), und Braunschweig (Rechtsnachfolger: Niedersachsen) verlieh ihm 1932 die Staatsbürgerschaft, damit er für das Amt des Reichspräsidenten kandidieren konnte. Auch die Deutschen selbst sahen ihn immer als einen der ihren.
Man kann die Staatsbürgerschaft juristisch annulieren - Gründe dafür lassen sich bestimmt finden - aber effektiv würde das nichts ändern (und soll es ja nach dem Willen der Initatoren auch nicht), aber es würde einfach nur dumm und kleinkariert aussehen. Die Stärke der deutschen Vergangenheitsbewältigung war immer, dass sie ihre Verbrechen anerkennt, auch wenn das gerade eher rückläufig ist.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.