Samstag, 3. März 2007

Afghanistan vor dem Totalkollaps?

In Afghanistan braut sich was zusammen. Nicht nur, dass die Zahl der Anschläge in letzter Zeit stark zugenommen hat und sogar Dick Cheney beinahe Opfer eines Attentats wurde (wobei man sich nicht sicher ist, ob das nur Zufall war), die Talibanführer behaupten auch über massenhaft Leute für eine Großoffensive zu verfügen. Wenn dem tatsächlich so ist, stehen die Chancen der NATO ziemlich schlecht, einen solchen Kampf zu gewinnen, denn nach anfänglicher Euphorie stellt sich inzwischen das Vietnam-Syndrom ein: die Leute wollen alles lieber als die NATO im Land haben. Die Sympathie für die Fundamentalisten nimmt zu, und dazu kommt, dass die Verbündeten der NATO - hier besonders die Nordallianz - alles andere als integer sind. Immerhin stellt Afghanistan heute weit über 90% der Weltopiumproduktion, ein starkes Wachstumsgewerbe seit der NATO-Besetzung.
Die Bilanz ist so oder so vernichtend: sicherer ist es in dem Land eigentlich nirgendwo geworden, und viele NATO-Soldaten sind inzwischen tot, ganz zu schweigen von den unzähligen Opfern unter der Zivilbevölkerung. Es spräche vieles dafür, diesen verlogenen und kaum zu rechtfertigenden Einsatz endlich abzubrechen - aber stattdessen wird, das warndende Beispiel Laos und Kambodscha vollkommen ignorierend, bereits Scharfmacherrhetorik gegen den Talibanrückzugsort Pakistan ausgepackt.

1 Kommentar:

  1. Afghanistan, Afghanistan, wie lieb ich dich so sehr... öhm... sorry... es hat mich hingerissen. Aber Afghanistan muss doch einfach ein tolles, ungemein wichtiges Land sein. Malerisch am Hindukusch gelegen, voll von idyllischen Steinwüsten, sympathischen Taliban und ausgebrannten russischen Panzern. Anders kann ich es mir jedenfalls nicht erklären, dass unsere Jungs da unten ihr Leben riskieren. Denn was hat Afghanistan real zu bieten? Eigentlich nur Opium. Aber scheinheilig wie die Politik nun einmal ist, will niemand die Chance ergreifen, die sich hier bietet. Ich habe es oft gesagt, ich wiederhole es gerne: Lieber Herr Steinmeier, machen sie einmal etwas richtig: Sichern sie der Bundesrepublik Deutschland 90% der weltweiten Opiumproduktion. Was wir damit machen? Geld. Richtig viel Geld. Wie? Tja... wir verkaufen zu günstigen Preisen Opioide made in Germany an alle Palliativpatienten dieser Welt. Und was "günstig" ist, bestimmen wir - schließlich haben wir sozusagen das Monopol. Wir verteidigen dannn am Hindukusch auch nicht mehr sinnlos irgendwelche Wellblechhütten, deren Bewohner uns eigentlich gar nicht dahaben wollen - nein, wir verteidigen unsere Wirtschaftspartner, die afghanischen Agrarökonomen, deren Existenz auf einmal durch langfristige Abnahmeverträge mit der BRD gesichert ist. Dann mögen die uns plötzlich, man glaubt es kaum. Den Fundamentalisten geht es natürlich nicht mehr so gut, weil deren Haupteinnahmequelle versiegt. Tja... schade eigentlich. Oder... nein, eigentlich doch nicht. Und natürlich werden gewisse Händler illegaler, auf Opium basierenden Substanzen uns nicht mehr mögen. Aber damit können wir knapp leben. Ziehen wir einfach die sinnlos vor dem Libanon herumschippernden Truppen ab und von dem gesparten Geld gibt´s ein paar auf die Glocken für die Mafia. Die plötzlich auch weniger Geld hat... so eine Schande aber auch. Bestimmt lassen sich auf die Tour sogar Arbeitsplätze hierzulande schaffen. Aber leider, leider ist die Politik zu dumm oder zu feige, sich in dieser Richtung zu bewegen. Einmal, so heißt es, sei Opium etwas böses. Ich möchte mal sehen, wie gewisse Leute darüber denken, wenn sie einen fröhlichen Tumor von der Größe einer Kartoffel im Bauch haben und ihnen der Arzt erklärt "Ja Herr Soundso, die Schmerzen müssen sie jetzt ertragen... Opioide sind nämlich böse, wissen sie." Dass man sich mit dem Zeug böse vergiften kann, ist unbestritten. Aber es geht hier wie gesagt nicht um Drogen sondern um Palliativmedizin. Nebenbei höre ich hin und wieder, die Warlords würden sich wehren, wenn man an ihr Opium ginge, und das wäre gefährlich und würde Krieg geben und nein, das ginge ja nicht. An dieser Stelle mal eine ganz blöde Frage: Das sind doch Soldaten, diese Jungs im Durchfalltarn, die da in Afghanistan ihre Plempen schwingen? Die sind doch für den Krieg da! Und Krieg hat man da jetzt sowieso - da kann man dann doch auch wenigstens um irgendetwas Sinnvolles Krieg führen. Oder?
    Aber wenn man auch das nicht tut - warum ziehen wir dann nicht einfach ab? Die Menschen wollen uns nicht - gut, dann sollen sie eben sehen, wie sie alleine klar kommen. Wenn sie besser klarkommen, dann kann das doch nur im Interesse aller sein, zumindest, wenn man der fleissigen Propaganda glaubt. Und wenn sie nicht besser klarkommen... tja, dann lehnen wir uns gemütlich zurück, heizen die weihnachtliche Spenden-Industrie an, setzen ein überlegenes Wir-haben-es-ja-gesagt-aber-ihr-wolltet-es-ja-nicht-anders-Grinsen auf und verhandeln erneut. Aber vermutlich gibt es jetzt wieder irgendetwasm dass ich übersehe. Ich begreife nur nicht... was?

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