Dienstag, 13. März 2007

Selbstbestimmter Journalismus

In der Zeit steht eine gute Frage für eine Grundsatzdebatte um das Selbstverständnis der Medien. Der Anlass ist die aktuelle Entführung im Irak; die Frage (nicht wörtlich): müssen wir den Terroristen eigentlich wirklich den Gefallen tun und ihre Botschaft, ihre Bilder weiterverbreiten? Müssen wir ihre Arbeit erleichtern und mittun?
Vollkommen zurecht stellt der Autor fest, dass ein freiwilliger (!) Verzicht auf eine entsprechende Verbreitung nichts mit einer Einschränkung der Pressefreiheit zu tun hätte, sondern vielmehr mit der tatsächlichen Freiheit: selbstbestimmten Handeln, rationalem Abwägen. Welches Bild fällt einem ein, wenn man an Hans-Martin Schleyer denkt? Klar, der geschundene Mann mit dem Schild "Gefangener der RAF" um den Hals, vor deren Emblem, in grieseliger Auflösung (a propos, schon mal aufgefallen, dass diese Bilder IMMER eine furchtbare schlechte Auflösung haben...?). Das spielt den Absichten von Terroristen, Furcht zu sähen in die Hände und ist in Hinblick auf die vielzitierten Angehörigen auch nicht gerade human zu nennen. Es wäre in diesem Sinne ein deutlicher Schritt vorwärts im so genannten "Krieg gegen den Terror", würde man sich nicht so sehr zur Hure der Terror-PR machen. Und das schließt auch das Verbreiten von Propagandabildern mit ein, auf denen ein klinisch reiner Töten mittels Smart-Bombs impliziert wird, das in der Realität nicht stattfindet. Auch Staatsterrorismus ist ein Problem in der heutigen Zeit, und deren Rechtfertigungsallüren und Propagandamaterial sollte genausowenig weiterverbreitet werden wie das der "normalen" Terroristen.

Nachtrag: Zum Thema auch Telepolis.

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