Dienstag, 6. März 2007

Zentralrat mal wieder entsetzt

Wieder einmal ist der Zentralrat der Juden entsetzt und über alle Maßen schockiert. Stein des Anstoßes war dieses Mal eine Reise von katholischen Bischöfen nach Palästina, wo der Vergleich der palästinensischen Flüchtlingslager mit dem Warschauer Ghetto fiel; der bereits durch einen Skandal aufgefallene Mixa redete von Rassismus der Israelis bezüglich der Palästinenser. Sofort ging wieder das ganze Spektrum der üblichen Phrasen los, längst eingeschossene Geschütze wurden aufgefahren und eine gut geölte Maschinerie ins Rollen gebracht.
Die Äußerungen sind mal wieder "entsetzlich und inakzeptabel", Israel werde "dämonisiert", die Aussagen bedienten sich "Klischees hart an der Grenze des Antisemitismus" (Knobloch), die Bischöfe hätten "nichts gelernt und moralisch versagt". Es sei enttäuschend, dass die Reise mit dieser "Entgleisung" geendet habe. Und:
„Auch wir wissen, dass die Situation der Palästinenser nicht leicht ist“, sagte Graumann nach Angaben des Kölner Stadt-Anzeigers. „Wer aber deren Lage mit dem Leiden der Juden in den Gettos der Nazis gleichsetzt, der hat aus der Geschichte nichts gelernt. Diese Äußerung hat antisemitischen Charakter.“ (Quelle)
Kein Zweifel: der Vergleich mit dem Warschauer Ghetto war blöd. Denn dort wurden die Juden tatsächlich aktiv ausgehungert und willkürlich erschossen, was in den palästinensischen Flüchtlingslagern nachweislich bisher nicht passiert ist. Aber auch der Zentralrat der Juden scheint aus der Geschichte nichts gelernt zu haben: denn moralisch versagt hat Israel sicher auch, indem es überhaupt zulässt, dass solche Vergleiche gezogen werden können. "Die Situation ist sicher nicht leicht" ist ein Euphemismus, der guten Gewissens in der seit Jahrzehnten andauernden desolaten Situation der palästinensischen Flüchtlinge sicher genausowenig angebracht ist. Die vollkommen hysterische Übertreibung der Aussagen jedoch, die mit Sicherheit nicht antisemitisch gemeint waren, sondern lediglich einen bildhaften Vergleich bieten sollten ist ein Schuss ins eigene Knie, wie schon so oft. Auch wenn die Bischöfe reflexartig zurückruderten und Scharrfüße machten, so erwirbt der Zentralrat (dessen Alleinvertretungsanspruch zwar innerhalb der Juden auf deutliche Kritik stößt, in der deutschen Öffentlichkeit jedoch akzeptiert ist) sich mit dieser Taktik sicher keine Sympathien.

5 Kommentare:

  1. Die sind sooooo putzig....

    Ich sage euch immer noch: Das wird mal wieder richtig krachen und sie selbst sind mit Schuld daran. Oh, wir sind so moralische tolle Menschen...
    Man sieht ja wie weit es in Deutschland teilweise schon wieder kommt...

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  2. Langsam ist das Getue nur noch lächerlich und peinlich. Ich frage mich, ob Typen wie Graumann jemals gesehen haben, wie die Zustände in den besetzten Gebieten sind. Ich wage es zu bezweifeln. Also haben sie überhaupt keine Ahnung und das ewig gleiche Geheule entbehrt jeder Grundlage.

    Etwas enttäuscht bin ich doch von den Bischöfen, dass sie eingeknickt sind vor dem Druck - da sieht man, wie es funktioniert. Jahrelang werden die Palästinenser dämonisiert und keinen interessiert, dass Israel sich immer schlimmer aufführt. Diese Dämonisierung hat der Realität vor Ort nicht standgehalten und die Bischöfe waren entsetzt über Israels Politik gegenüber den Palästinensern. Was die israelische Führung auch genau weiß, nicht ohne Grund wird es Israelis verboten, sich das anzusehen und nicht umsonst werden Journalisten embedded und von Kollegen wie Ulrich Sahm an der Nase herumgeführt, damit sie nur das zu sehen bekommen, was der israelischen Regierung genehm ist. Ich sage es immer wieder: Wenn das, was Israel tut, mehr Leuten bekannt wäre, dann wäre jegliche Unterstützung dieses Staates unmöglich. Genau das ist auch der Grund für das Geheule des Zentralrats, die Schmutzkampagnen gegen jeden, der noch ein bisschen Anstand im Leib hat und sagt, was er von sowas hält.

    Ich hoffe, die Bischöfe lassen sich von dem künstlichen Theater nicht einschüchtern und stehen zu ihrem Wort.

    Lara

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  3. Der Vergleich ist sicher blödsinn. waren die Herren Mixa & Co. denn im Warschauer Getto auch dabei? Fast niemand kann diese Behauptung widerlegen oder bestätigung.
    Im Grunde ist es zu begrüßen, dass jemand die Diskussion voranschiebt - auch mit einem provokativen Spruch. Ob das jetzt schon Antisemitismus ist weiß ich nicht. Aber gut, dann diskutieren wir doch jetzt mal über die Lage in den besetzten Gebieten, oder?

    Aber nein, Diskussion abgeblasen. Es werden wieder nur die üblichen Floskeln ausgetauscht, es wird über Wortwahl und "was darf man sagen" diskutiert, anstatt sich mit der wirklich wichtigen Sache zu befassen. Wie schade, wie dumm, wie traurig.

    Ich sehe schon ein, dass die jüdische Gemeinde sich bedroht fühlt. Manche Kommentare unter den ARtikeln auf sueddeutsche.de und stern.de sind wirklich hart am Rande der Volksverhetzung. Vor allem wenn Israelische Politik mit "den Juden" gleichgesetzt wird. Leider diskreditieren solche Leute wiederum die legitime und notwendige Israel-Kritik.

    Andererseits ist die Heulsusigkeit des ZDJ auch ärgerlich. Zum Thema Palästina/Menschenrechte ist kein Kommentar zu vernehmen, darum drücken sie sich. Stattdessen Wortklauberei und Antisemitismusvorwurf. So geht das jetzt wieder die nächsten 4 wochen und am Ende stehen wir wieder am Anfang. So ist es doch immer.

    der Verlauf der Debatte möge mich bitte dieses eine Lügen strafen!

    Vorschlag: schicken wir doch mal eine ausgewählte Delegation unserer Politiker, ZDJ-Mitglieder, Journalisten etc. nach Ramallah, damit die Diskussion wirklich empirisch fundiert ist. Alle´s andere ist gesinnungshuberei und davon hat eh keiner was, schon gar nicht die Palästinenser!

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  4. Nachtrag: sagt mal habt ihr hier ein Legasthenie-Plugin oder hab ich das wirklich so geschrieben?
    Ich hoffe man kann den Sinn trotzderm entziffern. Und um das klarzustellen: Ich bin mir bewußt, dass man "alles" ohne Apostroph schreibt... ;)

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  5. Wenn im Falle von Israelkritik sich der Zentralrat der Juden zu Wort meldet, so ist es nicht der aufgebrachte Deutsche der da Dinge vermischt.

    Auf der einen Seite bemüht man sich klar zwischen Religion und Staat, Israel und Judentum zu unterscheiden, auf der anderen Seite vermischt der ZdJ diese Begriffe und dies mit historischen Hintergrund: Die Juden (so wird es ihnen gelert) sehen sich selbst als Volk und nicht als Glaubensgemeinschaft.

    Und genau an dieser Stelle beginnen die Argumentationsprobleme...

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