Montag, 12. März 2007

Executions on demand

Ein besonders perverser Fall von chinesischen Menschenrechtsverletzungen zieht derzeit seine Kreise: die Tötung von Strafgefangenen auf Anfrage für die Befriedung des Markts für Organtransplantationen.
Offen wirbt China damit, nach einer Anzahlung von 5000$ innerhalb von zwei bis vier Wochen (!) jedes benötigte Organ zur Verfügung stellen zu können - frisch, denn Organe von Hirntoten könnten Schädigungen aufweisen, so die Broschüre. Was da fast gar nicht verklausuliert wird ist so abscheulich, dass man es erst nicht glauben will: die Kunden, vorrangig aus den USA und Kanada, aber mit steigendem Anteil auch aus Europa, bestellen ein Organ, und die chinesische Regierung tötet einen Strafgefangenen dafür - auch wenn dieser eigentlich gar nicht für die Exekution ausersehen war. Dazu passt die Verfolgung der bekannten Falun-Gong-Sekte in China, die dort, die Menschenrechte spottend, mit aller Härte verfolgt wird. Das Profil, so Robert Misik auf seinem Webblog, passt perfekt für die Anforderung der perversen Industrie: die Mitglieder der Sekte rauchen und trinken nicht, führen ein gesundes Leben und sind zwischen 25 und 35 Jahren alt. Perfektes "Rohmaterial" für die Anforderungen aus dem Ausland.
Über 60.000 Organtransplantationen nimmt China Jahr für Jahr vor; Tendenz steigend. Offizielle Zahlen über Hinrichtungen gibt es nicht; moderate Schätzungen gehen von 1700 jährlich aus (womit China bereits deutlich mehr Menschen hinrichten würde als der gesamte Rest der Welt zusammen), die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen. Selbst wenn man annimmt, dass jedem Toten mehrere Organe entnommen werden können, so ist die Zahl doch schwindelerregend hoch.
Zu Entlasten versucht China diese Vorwürfe kaum. Man macht keinen Hel daraus, dass die Organe von Hingerichteten entnommen werden; diese hätten allerdings angeblich alle zugestimmt. Das ist äußerst unwahrscheinlich, da die chinesische Mentalität eine Entnahme von Organen weder von Lebenden noch von Toten billigt - was die chinesischen Ministerien auch freizügig zugeben. Auch von Verkehrstoten entnimmt man manchmal Organe; aber selbst, wenn man diese herausrechnet - die Zahl ist gigantisch, und die Praxis, zur Befriedigung eines Marktes Menschen zu töten und auszuweiden ist barbarisch.
Der hohe Bedarf in den Industrieländern entsteht auch dadurch, dass beispielsweise in Deutschland oder den USA eine vorherige Erlaubnis eines Menschen vorliegen muss, damit diesem nach seinem Tod Organe entnommen werden können; das ist mit bürokratischem Aufwand verbunden und eher abschreckend. In Österreich hingegen ist es genau umgekehrt; mit dem Ergebnis, dass dort die Wartezeiten deutlich geringer als in Deutschland sind. Man kann also mit der Zustimmung zur Transplantation seiner Organe post mortem mehrere Leben retten: die der Empfänger und die der chinesischen Strafgefangenen.

Nachtrag: Gerade beim Nachtwächter entdeckt: in South Carolina liegt ein Gesetzesvorschlag vor, nachdem Strafgefangene gegen Organspende die Haftzeit verkürzen können.

1 Kommentar:

  1. Der hohe Bedarf an Organen im Westen liegt darin begründet, dass wir unsere Körper mit schlechter Ernährung und zu wenig Bewegung bewußt zerstören. Ich jedenfalls lehne Organspende ab und trage eine entsprechende Erklärung immer bei mir. Allerdings bin ich da konsequenter als die meisten anderen: Ich lehne nicht nur ab, Organe zu spenden, sondern auch, Spenderorgane zu erhalten. Ich bin so am Stück auf diese Welt gekommen und so werde ich sie auch verlassen. Ganz gleich, wie oft man von Seiten de Organhandel-Lobby auf die Tränendrüse drückt, Kinder instrumentalisiert usw. Die Menschen sollten sich lieber einmal in jeder Sekunde ihres Lebens vor augen führen, dass ihr Dasein endlich ist, jederzeit durch einen Unfall oder ähnliches umgehend enden kann und dann so leben, dass sie zu keinem Zeitpunkt irgendwas zu bereuen hätten, wenn es sie denn irgendwann trifft.

    MfG

    Alex

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.