Blog wird nur noch als Aggregatblog betrieben. Beiträge erscheinen jetzt unter www.deliberationdaily.de - Kommentarfunktion abgeschaltet
Montag, 16. April 2007
Verrohung bei Auslandseinsätzen
Die Geschichte klingt eigentlich einleuchtend: nach einem (misslungenen) Selbstmordanschlag auf einen US-Konvoi werden die Soldaten beschossen und feuern zurück. Dumm nur, dass es sich so nicht abgespielt hat, denn es gab niemanden, der auf sie geschossen hat, wie eine Untersuchungskommission des US-Militärs jetzt feststellte. Stattdessen erschossen die Soldaten wahllos Zivilisten, noch in einem Abstand von 16km zum Explosionsort. Irgendwo ist das verständlich. Die ständige Angst, in die Luft gejagt zu werden, ein unwirtliches Land und ein Krieg gegen Terror, der nicht zu gewinnen und höchst fragwürdig ist. Dass ein Auslöser wie ein Anschlag da zum Durchdrehen führt ist nur nachvollziehbar. Natürlich ist es nicht hinnehmbar, weswegen die Kommission wohl auch ihre Arbeit fortführen und Anklage erheben wird. Aber solche Beispiele zeigen, dass die Auslandseinsätze und auch Krieg als solcher verheerende Schäden an den Menschen anrichten.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Sieht man mal, wozu die Ausbildung, ständiger Drill auf den einen Moment, bereit zu sein, sein Leben zu verteidigen, ein anderes möglichst effektiv auszulöschen, führen kann, wenn dann die Übungspuppe fehlt, an der man sich monatelang ergangen hat: Übersprungshandlung Amoklauf (oder wird so etwas auch als Colateral Damage bezeichnet?)
AntwortenLöschenOhne jemandem zu nahe treten zu wollen... aber Soldaten sind nun einmal Soldaten und keine Polizisten. Dafür sind sie nicht ausgebildet, das können sie nicht, damit sind sie überfordert. Genau das aber verlangt man gerade in Afghanistan von den dort stationierten Truppen. Talibanwarlords finden und ausschalten, befestigte Lager verteidigen, eben: Krieg im Rahmen des Ausgebildeten führen, genau das können diese armen Schweine, aber statt das zu erkennen, stationiert man sie weiter in dieser Guerilla-Zone und pinkelt ihnen dann ans Bein, wenn ihnen der Kopf nicht mehr ganz sauber steht. Nicht dass ich es grundsätzlich gut finde, wenn Zivilisten erschossen werden, ganz im Gegenteil, aber selbst wenn ich dem Mann am Abzug nicht seine Verantwortung aberkennen kann, muss ich doch denen einen Vorwurf machen, die noch immer mit halbgaren Konzepten und Verzögerungstaktiken dafür sorgen, dass Bedingungen entstehen, in denen solche Ausschreitungen zwangsläufige Folge sind. Hat denn eigentlich niemand aus Vietnam gelernt? Oder ist das schon wieder zu lange her,als dass man sich an My Lai erinnern könnte?
AntwortenLöschenEs lohnt sich vermutlich, den Fall ganz konkret, gewissermaßen wie untern einem Mikroskop, in Augenschein zu nehmen, beispielsweise um zu erfahren, welche Motive bei den Soldaten tatsächlich welche Handlungen verursacht haben.
AntwortenLöschenIch persönlich vermute, dass der angesprochene Faktor Angst eine große Rolle spielt, auch der verblödende Drill (auf den die US-Armee ganz besonders stolz ist), aber vielleicht auch Sonderfaktoren. Heimgekehrte Soldaten berichteten teilweise von einer Kultur des Hasses - unter den Soldaten.
Aber auch, wenn das fehlt, fehlt trotzdem oft der Respekt vor der Zivilbevölkerung, einmal, weil diese als potentielle Terroristen bzw. feindselige Terrorunterstützer wahrgenommen wird, und wohl auch, weil da eine fast unüberwindliche Sprach- und Kulturbarriere zwischen Green-Zone-Besatzern und Bevölkerung besteht.
Eine weitere Komponente sehe ich im dort herrschenden Primat des Militärs. Das ist schlecht für die Herausbildung einer rechtsstaatlichen Ordnung, überhaupt schlecht für alles, was Zivilität in den Irak bringen soll.
Ich persönlich glaube ja, dass die (m.E. vorhandene) drückende Überlegenheit der Bundeswehr gegenüber amerikanischen Militär, sichtbar an der Akzeptanz und dem vergleichbaren Erfolg im Rahmen des Afghanistan-Mandats, darauf zurückgeht, dass es sich hierbei um eine vergleichsweise zivile Armee handelt, dazu eine, welche sich an das gute Vorbild der amerikanischen Soldaten während der Nachkriegsjahre erinnert, und zwar deutlich eher, als es die heutige US-Armee tut.
Anders gesprochen: Die Bundeswehr ist vergleichsweise erfolgreich in ihren Mandaten, weil sie so amerikanisch ist...
Das heißt aber längst noch nlcht, dass es einfach wäre, oder auch nur sinnvoll wäre, mit militärischen Mitteln politische Probleme zu lösen. Eher geht das schief. Denn sooo toll, ist die Bundeswehr dann nun wieder auch nicht.