Samstag, 28. April 2007

Endlich wieder mal Empören!

Am trefflichsten empört es sich über Antisemitismus. Trotz aller Warnungen vor dem drohenden Untergang des Abendlandes kommt der aber nicht so oft vor, dass man sich allzuoft empören könnte, selbst wenn man all die Fälle von gespielter Empörung einrechnet. Zurzeit macht die RAF von sich reden, eigentlich eine gute Gelegenheit.
Der Hintergrund: Stefan Raab hat das Ausscheiden Max Buskohls aus DSDS veralbert, indem er ein Bild des Sängers als Collage mit Stern und Maschinengewehr und Schild "Seit 156 Tagen Gefangener von R.T.L." darstellte. So weit, so witzig. Natürlich empört sich nun alles, allen voran die Schleyer-Familie. Aber auch die CDU ist schnell dabei, denn hier geht es ja gegen das Allerheiligste: die Furcht vor den Systemgegnern. Wenn man darüber Witze machen dürfte...! Dabei sind die Argumente teilweise eng am Rand der Lächerlichkeit: „Wer Fotos von RAF-Opfern für Show-Effekte nutzt, handelt unverantwortlich. So wird die Erinnerung an die schweren Verbrechen der RAF der Lächerlichkeit preisgeben“, so Kulturstaatsminister Bernd Naumann (CDU). Auch andere Berufene und vor allem viele Unberufene äußern sich dahingehend. Tenor: die RAF war böse, deswegen macht man keine Witze drüber. Aber das ist Unfug. Wer könnte ernsthaft daran zweifeln, dass Hitler böse war und der Holocaust ein Verbrechen, wenn man einen Witz über ihn macht? Witze dieser Art spielen mit der Metaphorik, jeder weiß, was gemeint ist. Diese künstliche Erregung, die Maulkörbe, die hier angelegt werden sollen sind Gift für die Meinungsfreiheit. Was den Eliten nicht recht ist, öffentlich diskutiert zu werden, wird mit einem Verweis darauf wie schlimm es wahr zur Tabuzone. Man kann nur hoffen, dass Raab standhaft bleibt und sich nicht zu einer Entschuldigung erniedrigt.

Nachtrag: Die Süddeutsche hat einen guten Kommentar verfasst:
Die große Erfahrung des Abends aber ist: Mit RAF-Analogien trifft man diese Kiddies, ihren Sender und die Berufs-Querulanten der Jury nicht. Nicht, weil sie dem nicht standhielten – sondern, weil sie in ein mediales Parallel-Universum postiert wurden, das über keinerlei Kommunikationsstränge zur Wirklichkeit und also Geschichte verfügt. Die Referenzgröße für die Sangeskerlchen von DSDS sind daher nicht die fehlgeleiteten Terroristen der RAF, sondern eher die programmierten Unwesen der Sims aus dem Computerspiel.

1 Kommentar:

  1. Erstens: "wie schlimm es war" - bitte ;)

    Zweitens: Ob die Schleyers sich auch so echauffiert hätten, wenn Raab darauf angespielt hätte, dass der ermordete Schleyer SS-Offizier war?

    Gruß

    Alex

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