Sonntag, 1. April 2007

Zum "Geiseldrama"

Ich habe ziemlich lange gewartet, bis ich etwas zum "Geiseldrama" geschrieben habe. Ich setze den Begriff in Fragezeichen, weil er meiner Meinung nach die Situation nur verzerrt wiedergibt.
Die Mainstreammedien neigen derzeit dazu, die Situation so darzustellen, als sei die iranische Geiselnahme ein Schritt aus heiterem Himmel gewesen, ein Akt der Piraterie wie zu Zeiten Blackbeards - es fehlt nicht viel, dass die iranischen Fregatten eine Totenkopfflagge gehisst und eine Breitseite abgefeuert hätten.
Dabei war durchaus vorhersehbar, dass so etwas geschehen würde, wenn vielleicht auch nicht ausgerechnet mit Briten. Denn, im Kausalzusammenhang von den Leitmedien oft weggelassen, die Amerikaner haben im Januar diesen Jahres selbst Geiseln genommen - auf Einladung der irakischen und kurdischen "Regierung" anwesende Geheimdienstleute und Offiziere der Iraner. Es wird in diesem Zusammenhang, so er denn erwähnt wird, gerne darauf verwiesen, dass es sich um Irreguläre Offiziere gehandelt habe und überhaupt das Ganze sehr zwielichtig sei. Aber an diesem Punkt ist man wieder bei der Rechtmäßigkeit der amerikanischen Invasion, die ja auch nicht außer Frage stellt.
Erschwerend kommt hinzu, dass der (unter Druck stehende und innerlich zerrissene) Iran eine langjährige Erfahrung im Geiselnehmen hat - man denke nur an Teheran 1979, als die Botschafter 444 Tage lang gefangen waren und ein amerikanischer Rettungsversuch kläglich scheiterte. Die offene Feindschaft beider Regime gegeneinander ist von geradezu frappanter Offensichtlichkeit, und im Golf kreuzen derzeit zwei direkt gegen den Iran gerichtete Carriergroups. Rechnet man die im Irak stationierten Soldaten hinzu, ergibt das eine ständig wie ein drohender Dolch gegen den Iran gerichtete Invasionsdrohung, die durch "internationale" Sanktionen weiter verschärft wird, alldieweil die USA wieder ihr Star-Wars-Programm auflegen - offiziell gegen den Iran gerichtet.
In einer derart angeheizten Atmosphäre sind Verhandlungen nur schwer möglich. Hinzu kommt, dass man sich in der EU zudem lieber auf die milliardenschweren Handelsverträge mit dem Iran als auf das Bündnis mit GB konzentriert. Das allerdings sollte gerade die Briten als tradtionelle Gegner der politischen Integration und Reduzierung der EU auf eine große Freihandelszone nicht weiter verwundern, egal wie die Zeit diese "Feigheit" der Verbündeten beklagen mag.

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