Samstag, 27. Januar 2007

Apple und der Kapitalismus

Die Süddeutsche Zeitung hat einen Artikel über Apple und den "iKapitalismus" verfasst, der absolut empfehlenswert ist. In Kurzform zusammengefasst:
Die Präsentation des neuen iPhone durch Apple-CEO Steve Jobs ist ein weiterer Meilenstein auf der durch Apple besonders avantgardistisch betriebenen blinden Konsumsteigerung von Markenartikeln. Vermittels eines famosen Spielens auf der Medienklaviatur werden die Appleprodukte mit dem kleinen "i" als etwas ungemein begehrenswertes dargestellt. Aus nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen berichten die Nachrichtenmedien über diese Produkte, als ob sie tatsächlich eine Nachricht wert wären. So ist die Präsentation des iPhones (bei dem es sich eigentlich um ein x-beliebiges Handy handelt) viel Nachrichtenrummel wert (zu beobachten auch bei der Markteinführung der X-Box, bei der durch das Zeigen langer Warteschlangen eine Verknappung suggeriert wurde). Dabei ist das Produkt vor allem überteuert und nutzfrei. Die Konkurrenz bietet fast gleiche Produkte an (z.B. Prada (!)), und die Features sind im großen und ganzen nutzlos. Die Süddeutsche weist zurecht daraufhin, wie verhängnisvoll dieser suggerierte Konsumrausch ist, da sich immer mehr Privathaushalte verschulden, um vollkommen nutzlose Luxusartikel zu kaufen. An dieser Stelle greift die Kooperation mit Banken und Versicherungen, die die dafür notwendigen Kredite gleich mit passender Begründung an den Mann bzw. die Frau zu bringen versuchen.
Noch kürzer: Am Beispiel Apple zeigt sich einmal mehr die perverse Macht des entfesselten Kapitalismus über die Menschen und die Nichthaltbarkeit vom Bild des homo oeconomicus.

2 Kommentare:

  1. Im Prinzip gebe ich Dir recht, aber "Bedienbarkeit" scheint leider kein Feature zu sein und findet sich deshalb leider auch nicht in den Feature-Listen der anderen Hersteller. Ich hatte bisland kein Smartphone und versuche in Zukunft keine weitere Elektronik-Produkte anzuschaffen, wenn es nicht umbedingt notwenig ist (der Resourcenverbrauch bei der Herstellung von Elektronik-Produkten ist einfach unglaublich), aber ich denke das iPhone stellt eine echte Weiterentwicklung dar, nicht weil es Features bietet, die die Konkurenz nicht hat, sondern weil es das, was es bietet auch bedienbar anbietet.

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  2. Wer sich wundert, warum das "iPhone" eine derartige Resonanz hervorruft, der braucht sich lediglich den "iPod" (ein MP3-Player) in Erinnerung zu rufen. Damit gelang es Apple, sich in einem Wachstumssegment mit ständig fallenden Preisen als Hochpreisanbieter zu etablieren. Und das zur Überraschung der gesamten Fachwelt - kein Wunder also, dass die neuen Produkte aus dem Hause Apple mit besonderer Sorgfalt begutachten werden.

    Wer sich nun darüber echauffiert, dass man einen MP3-Player und vielleicht auch ein Handy (ob das "iPhone" ein Erfolg wird, muss sich ja erst noch herausstellen) zum vielfachen Preis der Konkurrenzprodukte anbieten kann, der hat wohl noch nie einen Porsche gesehen.

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