In ihrer Jubiläumsausgabe läßt sich die Zeitschrift Emma von allen Seiten gratulieren – nicht nur von Frauen wie der Verlegerwitwe, Großverlegerin und Milliardärin Friede Springer, von Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihren Ministerinnen, sondern auch von Männern wie Harald Schmidt, Hellmuth Karasek, Bernd Eichinger, Michael Schumacher und Roland Koch, deren Beitrag zur Emanzipation der Frau bisher wohl nur noch nicht richtig beleuchtet worden ist.In der taz findet sich ein Interview mit Alexandra Kühte, die als Medienwissenschaftlerin das Phänomen EMMA untersucht hat. Dieses ist insofern bemerkenswert, als dass es scheint, dass beide Seiten nicht allzuviel von EMMA halten, um eine konkrete Aussage jedoch herumtänzeln, um sich ja keinem Vorwurf auszusetzen - bei der geschlechtspolitischen Linie der taz nur allzugut nachvollziehbar.
Noch herzerwärmender die ganzseitigen Glückwunsch-Werbeanzeigen von BMW (»Wir sorgen schon lange dafür, daß Männer gern waschen und putzen«), von Politmagazinen wie Spiegel, Focus und Stern, von der Zeit (»Wer es 30 Jahre miteinander aushält, darf getrost von Liebe sprechen«), von der Bunten und von Frauenmagazinen wie Woman und Brigitte. Die CDU wirbt groß mit dem Foto der jungen Angela Merkel um neue Mitglieder (»Wir haben einfach ein Faible für Quereinsteiger«), während die AG Sozialdemokratischer Frauen (ASF) sich mit einer viertel Seite begnügt. Irrwitziger Höhepunkt der Gratulationscour: die Bild-Zeitung verkündet über einem Porträtfoto von Alice Schwarzer: »Jede Wahrheit braucht eine/n Mutige/n, die/der sie ausspricht«.
Das passende Fazit für den EMMA-Wahn findet die jungeWelt:
Hauptsache auffallen
EMMA kann sich zugute halten, Themen wie Prostitution, Kindesmißbrauch, Pornographie, Genitalverstümmelung und Zwangsheiraten früher und intensiver als andere Medien aufgegriffen zu haben. Tatsächlich gibt es hierzulande keine andere Zeitschrift dieser Größenordnung, die so vehement patriarchalische Mißstände und Verbrechen anprangert.
Das inhaltliche Niveau ist dabei allerdings nicht allzu hoch. Die Autodidaktin Schwarzer hatte schnell die Grundprinzipien der Massenmedien begriffen: Breite ist wichtiger als Tiefe, zugespitzte Polemik wichtiger als wissenschaftlich fundierte Argumentation, schrille Auffälligkeit unabdingbar für den Erfolg. Leni Riefenstahl wird zur Titelheldin, schnurrbärtige muslimische Männer waten im Blut, und in Dossiers über Tierrechte wird die Massentierhaltung mit dem Holocaust gleichgesetzt.
Feminismus à la Schwarzer. Etwas Besseres haben die Deutschen wohl nicht verdient.
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