Henrico Frank hat einen Job! Natürlich kann es sich BILD nicht nehmen lassen, das mit hämischem Unterton zu berichten:
Er bepöbelte SPD-Chef Kurt Beck, wollte Job-Angebote von ihm. Als er sie bekam, schlug er sie aus, insgesamt acht. Begründung: „Ungeeignet.“ Henrico Frank (37) war Deutschlands frechster Arbeitsloser. Sein Motto: „Arbeit ist scheiße!“Mit dieser ungemein neutralen Einführung schüttet BILD Klischee über Klischee aus - und verbreitet dabei auch munter eigenwillige Interpretationen:
Diesen Status hat, wenn mich mein Gedächtnis nicht trübt, die BILD selbst vergeben. Nun so zu tun, als ob Frank ein (im Sinne der BILD) besserer Mensch geworden ist, ist mehr als nur heuchlerisch.
Jetzt will Henrico Frank seinen Status als Deutschlands frechster Arbeitsloser loswerden.
Vielleicht ging's auch deshalb so schnell, weil die Stadt Wiesbaden Anfang der Woche angekündigt hatte, Frank ab Februar für drei Monate das Arbeitslosengeld um 30 Prozent zu kürzen...Wer weiß, wer weiß. Wie auch immer, die BILD weiß es sicherlich. Das für BILD-Verhältnisse geradezu raffinierte Stilmittel der rhetorischen Frage jedenfalls dürfte den geneigten Leser sicherlich in Richtung der gewünschten Interpretation lenken.
Doch damit sind wir heute noch nicht am Ende, nein, Dieter Bohlen wird natürlich kräftig promoted, wenn schon niemand anderes sich für diesen lebenden Sonnenstudio-Super-GAU interessiert. Ist "Deutschland sucht den Superstar" schon live im TV als Brechreizerreger zwischen Werbung und Zoten kaum erträglich, so setzt die BILD dem natürlich gleich die Krone auf: Bohlens Entgleisungen werden hier flugs zu "Dieter Bohlen lässt die Kandidaten lustvoll leiden" umgeschrieben. "Mit neuen, fiesen Sprüchen geigte Verbal-Brutalo Bohlen den gesanglich-musikalisch untalentiertesten unter ihnen gehörig die Meinung." Nun, so kann man es natürlich auch nennen. Um das Niveau nicht zu sehr zu senken verzichte ich auf ein Zitieren der Bohlen-Zitate, von denen BILD immerhin die 34 (!) schlimmsten auflistet. Wie es wirklich um die Casting-Show bestellt ist, erklärt AOL, im Normalfall niveautechnisch auch auf Augenhöhe mit dem Springerblatt, in diesem Fall mit beißendem Verve.
Zuletzt muss natürlich die Ehre von Peter Hartz gerettet werden, zumindest schreibt man sich das auf die Fahnen. Denn selbstverständlich "verhöhnen" hier Arbeitslose Peter Hartz, und von allem, was man ihm entgegenschleudert werden natürlich die beliebtesten Scharfmacher gedruckt: "Hartz-IV-Empfänger Thorsten Bock (43) ist empört: „Herr Hartz müsste enteignet werden und von Hartz IV leben. Dann wüsste er endlich, was Sache ist!“" Und damit nicht genug, am Ende wird noch kurz der Sozialneid geschürt: Als das Gericht den Angeklagten zu seinen Vermögensverhältnissen befragt, sagt Hartz: „Ich habe ein monatliches Einkommen von 25 000 Euro netto. Mein angelegtes Vermögen sind 2,7 Millionen Euro.“ Davon können die Hartz-IV-Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude nur träumen."
Das alles ist geradezu BILD-typisch und kaum eine weitere Erwähnung wert; wichtiger ist eigentlich, dass die vermeintliche Ehrenrettung von Hartz natürlich reine Kokolores ist. Schließlich war dessen wichtigster Grund, dass keine Huren vor Gericht auftreten. Dreimal dürft ihr raten, was die BILD mit großen Bildern zeigt...?
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