Das ständige Wehklagen von Musik- und Filmindustrie über die bösen Raubkopierer hat sich inzwischen zur stumpfsinnig-monotonen Routine gesteigert. Unter gewaltigem Einsatz der Staatsmacht wird gegen Downloader vorgegangen, so hart wie nur irgend möglich, in der Hoffnung auf einen Abschreckungs- und Multiplikatoreffekt. Nach der unsäglichen "Nur Original ist legal"-Kampagne greift die IFPI (der Bundesverband der phonographischen Wirtschaft) nun zu noch drastischeren Methoden. Diese erschöpfen sich nicht mehr in geistiger Belästigung (wir erinnern uns: auf gekauften (!) DVDs muss man einen schlechten und nervtötenden Werbespot gegen Raubkopierer über sich ergehen lassen, der nicht abgebrochen werden kann - jedes Mal wenn man die DVD einlegt), sondern gehen einen Schritt weiter: pro Monat sollen eintausend Strafanzeigen gegen Downloader gestellt werden - mindestens. Dabei räumt der Sprecher des IFPI, Stefan Michalk, freimütig ein, dass die meisten User nicht wüssten, wie man die Uploadfunktion (die die rechtliche Handhabe bietet) abzuschalten ist und sich die Strafbeträge im Bereich mehrer hundert bis mehrerer zehntausend (!) Euro bewegen. Hinter dieser neuen Kampagne jedoch steht nichts anderes als ein weiteres fundamentales Versagen des Marktes.
Die Marktgesetze als solche erklären, dass ein Unternehmer durch Konkurrenz und Kundendruck dazu gezwungen wird, qualitativ hochwertige Ware preisgünstig anzubieten. Dass diese Theorie aus mehreren Gründen Unsinn ist, habe ich bereits einmal im Blog dargelegt. Warum ich nun in diesem speziellen Fall ebenfalls von einem gravierenden Marktversagen ausgehe? Offensichtlich hat sich die Musikindustrie zu einer Art Kartell zusammengeschlossen. Anders ließe sich nicht erklären, warum die Preise nicht variieren. Zum anderen ignoriert die Musikindustrie die Wünsche und Anforderungen der Kunden an ihre Produkte. Musik-CDs sind nämlich schlicht zu teuer. 17 Titel für 18 Euro, von denen ich mindestens die Hälfte nicht haben will - das kauft nur der treue Fan. Selbstverständlich stehen handfeste Interessen dahinter, diese Preise derart hoch zu halten, die vor allem in der teuren Marketingmaschinerie begründet liegen. An dieser Stelle ließe sich wieder eine Diskussion über hochgezüchtete Gehälter anfangen, aber lassen wir das. Letztlich weigert sich die Musikindustrie, mit der Zeit zu gehen und sich weiterzuentwickeln. Sämtlichen kommerziellen Downloadangebote sind unpraktisch, überteuert und von Sicherheitsprogrammen unterhöhlt, so dass sie sich mit gutem Gewissen nicht als Alternative darstellen lassen. Stattdessen bedient sich die Industrie skrupellos und eiskalt dem sonst so mit allen ideologischen Mitteln bekämpften Feind - des Staates. Repressiv wird das Gesetz zum Nutzen der Hochfinanz gegen die kleinen Leute ausgelegt, alles im Namen der Freien Marktwirtschaft, die sich wahrscheinlich schon längst in dem Grab dreht, in das die Neoliberalen sie gebracht haben.
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